Vorgeschichte:
Tomm macht nach außen hin einen gelassenen Eindruck, ist scheinbar eher ruhig. Er tut sich sehr schwer, auf andere (fremde) Personen zuzugehen (also neue Freunde zu finden). Wird er angesprochen, ist er schon offen und bereit für neue Bekanntschaften. Bei Menschen, die ihn besser kennen, ist er sehr beliebt, weil er äußerst sozial und witzig ist und sich nicht in den Vordergrund drängt. Obwohl er so ruhig (nach außen hin, nicht im Umgang mit „seinen“ Menschen) ist, liebt er die Gefahr, ist der totale Adrenalinjunkie, hat vor nichts Angst. AUßER: Im Mittelpunkt zu stehen. Deswegen hat er auch seine Sportart Ringen, die er viele Jahre ausgeübt hat, aufgehört. Der Mittelpunkt bei einem Kampf zu sein, alleine mit einem anderen auf der Matte zu stehen und andere Menschen schauen ihm dabei zu, war sein persönlicher Alptraum. Genauso geht es ihm, wenn er eine Präsentation ist der Schule (Gymnasium, 7. Klasse) halten muss. Er kann schon fast eine Woche vorher nicht mehr schlafen, seine Gedanken kreisen nur noch um diese Situation. Lieber akzeptiert er eine schlechtere Note und muss dafür kein Referat halten. Er meidet also konsequent alles, wo man gezielt auf ihn schaut. Deswegen beteiligt er sich auch nur wenig am Unterricht. Er meldet sich nur, wenn er sicher ist, dass die Antwort richtig ist und er sich nicht vor der Klasse blamiert.
Einen neuen Haarschnitt würde er nicht ausprobieren, aus Angst, deshalb angesprochen zu werden.
Sonntagabends hat er regelmäßig Einschlafprobleme. Er hat generell eine seltsame Einstellung zum Schlaf. Er hat oft Angst, nicht einschlafen zu können und die halbe Nacht wach zu liegen. Er macht wirklich ein richtiges Problem daraus.
Rückmeldung nach dem Mutter / Kinder-Coaching:
Hallo liebe Frau Bihlmaier,
wir melden uns erst heute bei Ihnen, weil wir fest am Üben sind. Ich kann es immer noch nicht glauben, aber es hat sich tatsächlich etwas an Toms Einstellung geändert. Neulich wurde er vor der ganzen Klasse von seiner Französischlehrerin bloß gestellt. Er hat gekocht vor Wut und hat jede Menge Aggression in sich gespürt. Er hat dann mitten im Unterricht einen Muju freigelassen und sich tatsächlich besser gefühlt (er hat gemeint, er hätte sie sonst mit bloßen Händen erwürgen müssen). Alleine die Tatsache, dass er die Methode unaufgefordert anwendet, macht mich glücklich. Auch der erste Schultag nach den Ferien, der bisher immer die Hölle war, ging entspannt an uns vorüber. Er schläft neuerdings viel früher ein und sieht seinen Schultagen viel entspannter entgegen. Gestern erst sagte er zu mir: „Ich wollte es zwei Schuljahre lang allen recht machen. Das mach ich ab sofort nicht mehr. Ich bin wie ich bin und wer mich so nicht mag, hat Pech gehabt.“ Ich könnte hüpfen vor Freude. Ebenso sein Spruch am Montag: „Ich find Schule auf einmal gar nicht mehr so schlimm.“ Sie wissen nicht, was für ein schreckliches Thema Schule immer für uns war. Ich hoffe sehr, er wendet die Methode weiterhin an.
Zu mir: Ich übe bei jedem schlechten Gefühl, das ich verspüre. Ich kann den Gefühlen absolut keinen Namen geben, auch nicht dem Gefühl, was sich nach Schritt 3 einstellt. Deshalb bin ich manchmal echt noch am zweifeln, ob ich alles richtig mache. Aber dann hatte ich gestern so ein Aha-Erlebnis: Sie hatten ja bei der Sitzung in mir die Schuld aufgespürt, die ich (angeblich) spüre. Ich wusste damals nicht, wie ich das einordnen soll. Aber gestern wurde mir bei einem klärenden Gespräch mit meiner ehemals besten Freundin bewusst, wie voll gestopft ich mit Schuld bin. Wie ich mich regelrecht zumülle mit Schuldgefühlen. Auch bei diesem Gespräch mit ihr hab ich sämtliche Schuld auf mich genommen und mich richtig schlecht gefühlt. Als ich meinem Mann erzählte über was meine Freundin und ich gesprochen haben, sagte er: „Mein Gott Heike! Du gibst doch tatsächlich nur dir die Schuld an allem…“ Da war sie also wieder, die Schuld. Auch mein Mann hat sie in mir entdeckt, ebenso wie Sie. Und da fiel es mir dann wie Schuppen von den Augen. Dann hab ich das große Blatt rausgeholt, das Sie mir mitgegeben haben und mir alles noch mal durchgelesen, was Sie aufgeschrieben haben. Es hat mich richtig ergriffen, wie gut die Sätze zu mir passen und welches angenehme Gefühl sie in mir auslösen.
Ich fühle mich nach dem Anwenden der Methode immer ruhiger, kann es aber manchmal immer noch nicht glauben, weil ich den Gefühlen ja so gar keine Namen geben kann. Trotz allem habe ich Beweise, denn ich fühle mich danach wirklich besser. Ich habe aber noch seeeeehr viele Mujus frei zu lassen und garantiert massig Gelegenheit zum Üben.
Wir danken Ihnen von ganzem Herzen.
Viele Grüße
Heide W.